Kraftwerk in 3D im Landesmuseum

Konzertkritik: Kraftwerk am Unique Moments
Bildquelle: 
© Bäckstage

Wirft man einen Blick auf die vergangenen Kraftwerk Konzerte, kann man erkennen, dass die geschichtsträchtige Formation ungefähr alle drei Jahre einen Stopp in der Schweiz macht. Dieses Jahr war nach dem Zürich Openair (2012) und KKL Luzern (2015) das «Unique Moments»-Musikfestival im Landesmuseum an der Reihe. Die ehrwürdige Kulisse desselben mag einen Kontrast zur digitalen 3D-Bühnenshow von Kraftwerk bilden, zusätzlich speziell ist, dass die Band um das einzige Gründungsmitglied Ralf Hütter ihr Album «Trans Europa Express» performen wird. Dazu gleich mehr.

 

Die Sonne ist noch nicht ganz untergegangen und das Publikum auf dem ausverkauften Areal starrt bereits gebannt auf den schwarzen Vorhang, der den Blick auf die Bühne vor dem Landesmuseum verweigert. Nach einem kurzen Intro betreten die vier Herren den Boden und nehmen hinter ihren jeweiligen Plätzen vor einem Podest ihren Platz ein. «Nummern» und «Computerwelt» verschmelzen zu einem rhythmisch nahtlosen Stück. Die Musiker stehen starr hinter ihren Maschinen, manchmal zuckt ein rechtes Bein oder nickt ein Kopf. Mehr liegt nicht drin, dafür steht die Performance im Vordergrund. Erstaunlich plastisch sind die 3D-Effekte, welche durch die ausgehändigten Brillen zu bestaunen sind. Von der Seite sind diese leider etwas verblasst zu sehen, was aber ein bekanntes Problem bei 3D-Effekten ist. Die gezeigten Visuals sind nicht effekthascherisch, ab und zu aber doch eher etwas sehr rudimentär gehalten. Bei den Tracks von «Trans Europa Express» werden gar nur Musiknoten der gespielten Melodien auf die Leinwand projiziert, da hätte man sicher noch was rausholen können. 

 

Fotos: © Bäckstage 

 

Apropos «Trans Europa Express»; das Album, wegen dem Kraftwerk überhaupt hier waren, wurde in die Mitte der Setlist zwischen die restlichen Hits gequetscht. Dramaturgisch fielen diese ein bisschen ab, melodiös konnten sie aber glänzen, was vor allem durch verschiedene übereinander gespielte Melodien erreicht wurde. Von den Zuhörern werden diese andächtiger und weniger frenetisch aufgenommen. «Schaufensterpuppen» wird aber dankbar bejubelt. Der Sound ist druckvoll und geht durch Mark und Bein («Die Mensch-Maschine»), mit der einbrechenden Dunkelheit kommt auch immer mehr so etwas wie Stimmung auf. 

 

Netter Effekt: das UFO, welches während dem Song «Spacelab» über die Leinwand schwirrt, landet pünktlich mit dem letzten Ton vor dem Landesmuseum (natürlich als ein Schwarz-Weiss Foto dargestellt). Der Menge gefällts. 

 

Man kann munkeln, ob Kraftwerk mit ihrer Musik in der heutigen Musikwelt überhaupt noch Bestand und Wichtigkeit haben. Nicht abstreitbar ist aber der Fakt, dass sie mit ihren Soundtüfteleien, Instrumenten und Effekten eine ganze Generation von Musikern und Songs beeinflusst haben. Und dies ansicht des grossen Auflaufs an diesem Abend immer noch tun. 

 

 

David Schaufelberger / Di, 12. Jun 2018